Sebalder Pfarrhof
Nürnberg kennenlernen
Der Sebalder Pfarrhof liegt inmitten der Nürnberger Altstadt. Mit dem Café Maulbeere ist er ein beliebter Anlaufpunkt unweit von St. Sebald und läd zum Verweilen und Entdecken ein.
„Wie nach Hause kommen“
Der Sebalder Pfarrhof ist ein Ort der Begegnung
Mit Kaffee kann man alles falsch machen – oder eben Vieles richtig. Guter Kaffee ist ein wesentlicher Beitrag, um einen gastronomischen Ort zu einem zum Wohlfühlen und Begegnen zu machen. Im Café „Maulbeere“ im Sebalder Pfarrhof scheinen sie das auch zu wissen. Denn hier tropft feinster Espresso aus der Profimaschine. Zum Cappuccino, Latte Macchiato oder Americano werden frisch gebackene Kuchen serviert, deren Rezepte Betriebsgeheimnis sind. Alles andere gibt es gratis dazu: historische Räume, einen Innenhof, in dem es sich dank kuschliger Decken auch im Winterhalbjahr gemütlich machen lässt, gute Gespräche und Begegnungen.
Alle sind willkommen
„Es ist wie nach Hause zu kommen. Sobald man in den Pfarrhof kommt, fällt der Stress ab“, sagt Melanie Stummhöfer, die das Café „Maulbeere“ im Auftrag der Kirchengemeinde St. Sebald betreibt. Jeder ist willkommen: die Touristengruppe, die bei der Altstadterkundung ein wenig ausruhen möchte, Geschäftsleute auf einen Espresso in der Mittagspause, die Jugendkantorei zu ihren Chorproben und Aktive der Kirchengemeinde bei Veranstaltungen. „Wir freuen uns schon alle sehr auf die Menschen, die beim Kirchentag zu uns in den Pfarrhof kommen“, sagt Melanie Stummhöfer.
Zwischen den Gästen ergeben sich häufig gute Gespräche, manchmal sei das wie Seelsorge bei einem Stück Kuchen, beobachtet Melanie Stummhöfer, die sich jeden Tag über ihren Arbeitsplatz freut. Taufen, Geburtstage, Trauerfeiern – für alle Anlässe, die das Leben bringt, bietet die „Maulbeere“ die passenden Räume, die sich auch mieten lassen, und eine liebevolle Dekoration. Sonntags darf der Nachwuchs ran. Beim Kirchencafé im Anschluss an den Gottesdienst übernehmen die Jugendlichen aus den Innenstadtgemeinden den Betrieb, verkaufen selbst gebackene Kuchen und bringen Geld in die Kasse für ihre Sommerfreizeiten.
Stein und Tür
Als der Pfarrhof nach jahrelanger aufwändiger Sanierung im Sommer 2021 wiedereröffnete, sollte er mehr werden als ein „stilles Pfarrhaus“, sagt Pfarrer Martin Brons, der die Umgestaltung von Anfang an begleitete. Als es darum ging, aus unterschiedlichen Ideen und Wünschen ein stimmiges Konzept zu entwickeln, kam der Zufall zu Hilfe. Beim Freilegen der historischen Bausubstanz entdeckten die Restauratoren zuerst einen in eine Wand eingefügten jüdischen Grabstein aus dem Jahr 1334 und eine Holztür mit einem hebräischen Segensspruch von etwa 1500. Wie beides in den Pfarrhof gelangte, bleibt ein Rätsel. Um den künftigen Verbleib zu klären, suchte die Gemeinde den Kontakt zur Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg. Gemeinsam entschied man, die Zeugnisse des Judentums in Nürnberg am Fundort zu belassen und zugänglich zu machen.
„Stein und Tür“ heißt eine kleine multimediale Ausstellung in direkter Nachbarschaft zum Café. Sie erzählt die Geschichte der beiden namensgebenden Stücke und anderer Spuren jüdischen Lebens in Nürnberg. Ihre Türe steht immer offen – für zufällige Besucher, die gerade zum Kaffeetrinken da sind, und für solche, die gezielt kommen. „Viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde finden durch die Ausstellung den Weg zu uns. Wir sind dadurch ganz neu in Beziehung getreten“, freut sich Martin Brons.
Leben am Platz
Viele weitere Beziehungen sollen wachsen, wünscht sich der Pfarrer: zu Altstadtbewohnern, die sonst wenig Kontakt mit der Gemeinde haben, zur Stadtgesellschaft, die den Sebalder Platz vielfältig quert und nutzt, und zu den Kirchentagsbesuchern, die 2023 St. Sebald und seinen Pfarrhof entdecken können. „Wir bringen Leben an den Platz und das im Rhythmus der Stadt“, sagt Martin Brons.
Text: A. Böckel / Stadt Nürnberg