Fragen & Antworten Finanzierung
FAQ
Immer wieder erreichen uns Fragen zur Kirchentagsfinanzierung, insbesondere der Förderung durch öffentliche Mittel. Wir wissen, dass dies wichtige und für viele Menschen sehr sensible Themen sind. Wer Fördermittel erhält, muss damit transparent und verantwortungsvoll umgehen. Hier finden Sie Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen.
Was ist der Kirchentag
Kirchentage rufen zu gesellschaftlichem Zusammenhalt, Dialog und Verantwortungsübernahme auf. Gegründet wurde der Kirchentag 1949 als Antwort auf gesellschaftliches, kirchliches und persönliches Versagen während der NS-Zeit.
Entstanden ist eine unabhängige Bewegung engagierter Christen, die alle zwei Jahre ein Großevent zu aktuellen Themen aus den Bereichen Politik, Kirche und Gesellschaft veranstaltet. Dazu gehören Vorträge, Talks, Debatten, Workshops, spirituelle Angebote und ein umfangreiches Kulturprogramm.
Wer leitet den Kirchentag?
Der Kirchentag ist eine von Kirche und Staat unabhängige Bewegung. Er wird von engagierten Einzelpersonen, dem Präsidium, ehrenamtlich verantwortet und geleitet. Beraten wird dieses Gremium von der ebenfalls ehrenamtlich besetzten Präsidialversammlung, in der rund 100 Engagierte aus allen gesellschaftlichen Bereichen zusammenkommen.
Die für einzelne Kirchentage gastgebenden Städte und Landeskirchen sind in den Leitungsgremien als Gäste vertreten.
Wie werden Kirchentage vorbereitet und organisiert?
Basis der Bewegung ist seit 1950 der Verein zur Förderung des Deutschen Evangelischen Kirchentages e. V. mit Sitz in Fulda. Von hier aus werden die ehrenamtlichen Gremien koordiniert und wesentliche Inhalte angedacht.
Für jeden Kirchentag wird ein rechtlich abgegrenzter eigener Verein gegründet, der für die Planung, Organisation und Durchführung des jeweiligen Kirchentages verantwortlich sind. Dieser Durchführungsverein ist der jeweilige Empfänger öffentlicher Zuwendungen.
Beide Vereine werden ihrem Vereinszweck entsprechend und gemäß der gültigen Zuwendungsbedingungen regelmäßig durch externe Prüfer geprüft.
Wieviel kostet ein Kirchentag?
Die Kosten für einen Kirchentag hängen von vielen verschiedenen Faktoren ab. Der letzte Kirchentag in Dortmund 2019 hat etwas mehr als 19 Millionen Euro gekostet.
Größte Ausgabenposten sind die Bereiche Veranstaltungsorte, Technik, Ausstattung sowie Betriebs- und Personalkosten.
Aktuell wirken sich Pandemie, Inflation, Energiepreise und bröckelnde Logistikketten massiv auf der Ausgabenseite des Kirchentages aus.
Wie finanziert sich ein Kirchentag?
Die Einnahmen des Kirchentages setzen sich aus drei Bereichen zusammen:
- Eigene Einnahmen wie Ticketverkäufe, Merchandise, Spenden, Sponsoring und Projektmittel
- Kirchliche Zuschüsse
- Zuschüsse von Stadt, Land und Bund (in der Regel über einen gemeinsamen Zuwendungsbescheid)
Öffentliche Zuschüsse werden nur bei Bedarf und im Rahmen der allgemein geltenden Förderrichtlinien verwendet. Die Verwendung wird den Fördergeldgebern exakt nachgewiesen.
Was macht der Kirchentag mit seinen Gewinnen?
Als eingetragener gemeinnütziger Verein macht der Kirchentag keine Gewinne. Einnahmen und Ausgaben halten sich am Ende die Waage. Sollten die Einnahmen die Ausgaben übersteigen, werden entsprechend der Förderbestimmungen weniger öffentliche Zuwendungen abgerufen.
Werden die Finanzen des Kirchentages von externen Stellen überprüft?
Ja. Die zuwendungskonforme Verwendung der öffentlichen Mittel wird durch diverse externe Einrichtungen geprüft. Hierzu zählen:
- Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (Big Four)
- Landeskirchliche Prüfungsgesellschaft
- weitere öffentliche Prüfungsstellen
Diese Einrichtungen prüfen Rechnungslegung, Buchführung und Verwendungsnachweis des jeweiligen Kirchentages, insbesondere die ordnungs- und satzungsgemäße Verwendung öffentlicher Mittel.
Die dafür zugrundeliegenden Bestimmungen orientieren sich an den Regeln für öffentliche Aufträge. Genannt seien hier: Unterschwellenvergabeordnung (UVgO), Besserstellungsverbot bei Personalkosten und allgemeine Nebenbestimmungen zur Zuwendung zur Projektförderung (ANBest-P).
Als gemeinnütziger Verein unterliegt der Kirchentag den gesetzlichen Buchführungspflichten. Das Finanzamt kann die Voraussetzungen der Gemeinnützigkeit jederzeit aberkennen – auch rückwirkend.
Der Vereinsvorstand des Kirchentages haftet bei Fehlverhalten oder fahrlässigen Verstößen gegen Satzung, Vereinsrecht oder geltende Finanz- und Zuwendungsbestimmungen persönlich.
Bleibt von den öffentlichen Mitteln etwas in der Region oder fließt zurück?
Der gastgebenden Region bietet der Kirchentag die Gelegenheit sich mit ihren touristischen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Alleinstellungsmerkmalen zu präsentieren und Gäste aus Deutschland, Europa und der Welt zur Wiederkehr einzuladen. Die regional-ökonomischen Effekte des Events sind ein weiterer Benefit für die gastgebende Stadt und Region.
Die regional-ökonomischen Effekte vergangener Kirchentag lagen laut Besucherumfragen bei rund 20 Mio. Euro. Ausschlaggebend sind jeweils Ausgaben für Unterkunft, Verpflegung und Konsum seitens der Teilnehmenden und Mitwirkenden.
Seit Jahrzehnten sind Kirchentage Vorreiter im Bereich der regionalen Beschaffung. Dies bedeutet für Stadt und Region Einnahmen aus veranstaltungslogistischen Kosten des Kirchentages wie Mieten, Veranstaltungstechnik bei städtischen Einrichtungen (Cashback) oder kommerziellen Anbietern (Steuereinnahmen). Außerdem erfolgt ein Großteil der Verpflegung im Vorfeld und während des Events durch regionale Anbieter.
Einbezogen waren auch ökonomische Effekte zu Gunsten der Kommunen, die sich aus dem Wohnsitzwechseln von rund 100 Mitarbeitenden in die gastgebende Stadt ergaben.
Für die Kirchentage ab 2023 sind detailliertere Prognosen und Evaluationen in Planung, um die Aussagen zu den regional-ökomischen Effekten dem veränderten Besuchsverhalten (z.B. mehr Tagesgäste) und neuen Rahmenbedingungen (keine Geschäftsstelle mehr vor Ort) anzupassen.
Welchen Mehrwert hat der Kirchentag für die breite Öffentlichkeit?
- Der Kirchentag dient dem Miteinander
Der Kirchentag fördert gesellschaftspolitische Willensbildung und den Dialog zwischen Menschen, Kulturen und Religionen: Alle, die nach dem Sinn des Lebens fragen, können auf Kirchentagen Antworten finden, die weiterführen. Hier diskutieren Christ:innen, Juden, Muslime, Buddhist:innen, Hindus und Atheist:innen miteinander und lernen voneinander. Dieses respektvolle, neugierige und aufgeschlossene Miteinander wird in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft immer bedeutsamer. Gerade für junge Menschen, die sehr zahlreich an Kirchentagen teilnehmen, sind diese deshalb ein wichtiger Lern- und Erfahrungsraum
- Der Kirchentag fördert Ehrenamt und Engagement
Der Kirchentag bietet rund 1.500 Veranstaltungen in den Bereichen Kultur, Gesellschaftspolitik und Spiritualität. Regionale und überregionale Kulturschaffende finden eine einzigartige Plattform für Ihr Schaffen. Lokale Vereine, Verbände und Institutionen der Zivilgesellschaft prägen die Veranstaltung in besonderem Maße. Sie werden bereits im Vorfeld aktiv in die Planungen eingebunden.
Die Veranstaltungsformate zeichnen sich durch die Vielzahl an ehrenamtlichen Beteiligungen aus. Das Event ist ein Katalysator für bürgerschaftliches Engagement, zum Beispiel im Bereich des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit, der Barrierefreiheit oder entwicklungspolitischer Bildungsarbeit.
- Der Kirchentag ist für alle
Viele Veranstaltungen des Kirchentages sind öffentlich und frei zugänglich. Dazu zählt unter anderem der Abend der Begegnung, das große Volks- und Straßenfest zur Eröffnung des Kirchentages sowie die Events auf großen Open-Air-Bühnen im Innenstadtbereich. Als Beispiele seien hier genannt: der Auftritt Barack Obamas in Berlin 2017 und die Show von Adel Tawil in Dortmund 2019.
- Der Kirchentag ist Vorbild und Vorreiter
Nicht zuletzt wird auf Kirchentagen auch ganz praktisch umgesetzt, worüber sonst oft nur Debatten entbrennen, beispielsweise bei den Themen Umweltschutz und Teilhabe. Sie zeigen, dass nachhaltige und inklusive Großveranstaltungen möglich sind und nehmen damit eine wichtige gesellschaftliche Vorbildrolle ein. Seit 2007 ist der Kirchentag als erste regelmäßig stattfindende Großveranstaltung durch das Umweltmanagementsystem EMAS zertifiziert. Seit über 30 Jahren stellt der Kirchentag einen zentralen Treffpunkt für Menschen mit und ohne Behinderung dar. Das große ehrenamtliche Engagement für Teilhabe, Barrierefreiheit und Inklusion macht den Deutschen Evangelischen Kirchentag nach den Paralympics zu einer der größten barrierefreien Veranstaltungen überhaupt.
- Hat „die Kirche“ nicht genügend eigenes Geld, um den Kirchentag zu bezahlen?
Der Kirchentag ist eine unabhängige Bewegung engagierter Christ:innen. Er ist kein Teil der verfassten Kirche. Organisiert ist der Kirchentag als eingetragener gemeinnütziger Verein. Vor dem Hintergrund des Gründungsimpulses des Kirchentages, nämlich eine kritische Dialogplattform für Engagierte aus der breiten Mitte der Gesellschaft zu sein, wäre eine rein kirchliche Finanzierung und Veranstaltung falsch.
Um unabhängiger gesellschaftspolitischer Akteur zu bleiben, baut der Kirchentag auch in Zukunft auf eine breite politische, organisatorische, finanzielle Unterstützung.