Wer hats verbockt?

Podium

Podium zur Frage nach der Schuld in der aktuellen Klimasituation. Auch Themen wie Generationengerechtigkeit und Zukunftsangst wurden diskutiert.

Der Klimawandel ist ein zentrales Anliegen unserer Zeit und wird auf dem Kirchentag intensiv behandelt. Die Wissenschaft ist sich schon lange einig: Wenn es uns nicht gelingt, den Anstieg der Erdtemperatur zu begrenzen, drohen der Menschheit bereits in den kommenden zwei Jahrzehnten erhebliche Risiken. Der Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, sowie die Klimaaktivistin Carla Hinrichs gaben konträre Impulse zu diesem Thema. Anschließend debattierten sie in einer Podiumsdiskussion mit Christiane Averbeck, Vorständin der Klima-Allianz Deutschland, der Soziologin Anita Engels, dem Aufsichtsratsvorsitzenden von Siemens Energy, Joe Kaeser, und der Wirtschaftsministerin Mona Neubaur. Gemeinsam untersuchten sie die Schuldfrage und dachten über Lösungen nach.

In einer Sache sind sich alle Beteiligten einig: Die Klimasituation ist ernst und betrifft damit auch unsere Zukunft. Hinsichtlich Aktionen wie dem "Klimakleben" herrscht jedoch Uneinigkeit. "Ich habe das schon mehrmals gemacht, weil ich mich in einer Krisensituation damit beschäftigt habe, was jetzt nötig ist. Was wir tun können, um angemessen auf diese Krise zu reagieren und den Alltag zu unterbrechen. [...] Das ist eine sinnvolle Methode. Wenn wir betrachten, was in der Geschichte den Wandel herbeigeführt hat, waren es Unterbrechungen", erklärte Carla Hinrichs in einem Interview. Dennoch kam sie mit dem Auto zum Kirchentag. Sie sieht das Problem jedoch nicht in solchen kleinen Taten der Allgemeinbevölkerung, sondern bei der Regierung und den Superreichen dieser Welt.

Joe Kaeser betrachtet das "Klimakleben" hingegen kritisch: "Ich bin der Meinung, dass die Methode, die die letzte Generation anwendet, dem Thema Klima mehr schadet - ob richtig oder falsch, will ich nicht bewerten - als dass sie nützt."

Doch wer hat es nun verbockt? Laut Robert Habeck ist die Schuldfrage irrelevant. Sie dient nur dazu, die Schuld auf Einzelpersonen abzuwälzen und steht einer tatsächlichen großen Veränderung im Wege. Aus soziologischer Sicht handelt es sich bei der Schuld ohnehin nur um eine vorübergehende Zuschreibung, so Anita Engels.

Die Veranstaltung war so gut besucht, dass spontan ein zweiter Saal für die Zuhörer:innen zur Verfügung gestellt werden musste. Passend zur Debatte saßen die Teilnehmenden auf Papphockern. Außerdem hatten sie die Möglichkeit, an einer Umfrage teilzunehmen, in der sie sich selbst mit der Frage nach der Schuld auseinandersetzen konnten.

Obwohl die Schuldfrage nicht eindeutig beantwortet werden konnte, war die Veranstaltung erneut ein Raum, in dem das Thema Klimakrise Raum bekam um diskutiert zu werden und um die Zuhörer:innen zum Nachdenken anzuregen.

Autorin: Magdalena Höpfl

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