"Ein wichtiger Schritt unserer Verantwortung besser gerecht zu werden"

Pressekonferenz

Kirchentag bewertet Aufarbeitungsstudie

Mit dem Titel „Pädophilie im Fokus – zur Rolle Hartmut von Hentig, Gerold Becker und Helmut Kentler beim Deutschen Evangelischen Kirchentag“ wurde aktuell eine diesbezügliche Aufarbeitungsstudie veröffentlicht. Mit der durch ihn in Auftrag gegebenen Studie stellt sich der Kirchentag seiner Verantwortung im Hinblick des Wirkens dieser drei Personen auf Kirchentagen und im Falle von Hentigs und Beckers auch in dessen Gremien.

Generalsekretärin Kristin Jahn ordnete die Ergebnisse in einer Pressekonferenz am heutigen Tag so ein: „Die vorliegende Studie ist für uns ein wichtiger Schritt auf dem Weg, als Großveranstaltung unserer besonderen Verantwortung im Hinblick auf sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch besser gerecht zu werden. Die Studie lenkt unseren Blick erneut auf die Menschen die von sexueller Gewalt betroffen waren, sind und sein werden. Das ist für uns das zentrale Ergebnis der Studie und Basis all unserer Aufarbeitungs- und Präventionsbemühungen.“

Im Hinblick auf das Wirken Beckers, Kentlers und von Hentigs beim Kirchentag konnten in der Forschungsstudie, wie bereits in einer Vorstudie zwischen 2018 und 2019, keine pädosexuellen Taten im Verantwortungsbereich des Kirchentages nachgewiesen werden. Pädosexuelle Handlungen wurden durch Kentler, Becker und von Hentig in den Kontexten des Kirchentages weder offen noch öffentlich verteidigt noch propagiert. Außerdem ist davon auszugehen, dass es unter den ehren- und hauptamtlich Verantwortlichen zumindest bis 1999 kein Wissen zu den Straftaten Kentlers und Beckers gab. Auch die pädophilen Neigungen Beckers und Kentlers waren nicht bekannt.

Kritisch hinterfragt wird in der Studie aber, warum nicht spätestens nach dem breiten öffentlichen Bekanntwerden der Gewalttaten Beckers und Kentlers ab 2010 eine eigenständige Aufarbeitung des Kirchentages einsetzte. Außerdem wird in der Studie ein Zusammenhang zwischen der Besonderheit ehrenamtlicher Leitungsstrukturen und der Tatsache hergestellt, dass das Wirken zweier Täter und eines Unterstützers so lange nicht in den Blick geriet.

Thomas de Maizière, Präsidiumsvorstand des Kirchentages sieht den Kirchentag in verstärkter Verantwortung: „Seit 2011 ist sexuelle Gewalt und Machtmissbrauch Thema auf allen Kirchentagen. Wir wollen dazu beitragen, diesem wichtigen Thema einen angemessenen Raum zu geben. Für und mit Betroffenen. Dadurch, dass wir nicht zuerst vor unserer eigenen Tür gekehrt haben, wurde dies nun nachträglich beeinträchtigt. Das schmerzt uns. Doch diese Gespräche bleiben wichtig und wir werden sie auch in Hannover 2025 offen und ehrlich führen. Die Art und Weise, wie wir persönliches, ehrenamtliches Engagement beim Kirchentag gemeinsam leben und fördern, ist sein größter Schatz aber auch eine Schwachstelle. Die Möglichkeit durch mangelnde Distanz unbewusst Tätern Tür und Bühne zu öffnen, zwang uns zu stärkeren präventiven Maßnahmen in diesem Bereich. Und diese werden auch weiterhin im Fokus bleiben.“

Die Aufzeichnung der Pressekonferenz vom 29. November 2024 steht bis Ende des Jahres auf kirchentag.de/pressekonferenz zur Verfügung.

Teilen