Künstlerhaus

Nürnberg Kennenlernen

Das Künstlerhaus in Nürnberg hat eine lange Geschichte als Vorreiterin der Soziokultur und bietet heute ein vielfältiges Programm mit Kunstausstellungen, Konzerten und Workshops.

Kunst und Kultur im Herzen der Stadt

Als „Haus der vielen Namen“ bezeichnet Einrichtungsleiterin Anna Schwarm das Künstlerhaus gegenüber dem Hauptbahnhof. Viele Nürnbergerinnen und Nürnberger nennen das von Kunst und Kultur geprägte Gebäude nach seiner früheren Bezeichnung K4, für andere ist und bleibt es das KOMM. Als die selbstverwalteten KOMMunikationszentrale 1974 zunächst als temporäres Jugendzentrum an den Start ging, konnte niemand ahnen, dass sie zu einem Vorbild für ganz Deutschland und darüber hinaus werden sollte.

„Das KOMM war die Wiege der Soziokultur“, sagt Anna Schwarm. Ob kommunales Kino, nichtkommerzielles Radio, experimentelle Kunstformate oder Konzertreihen: Aus dem Wunsch nach politischer, gesellschaftlicher und kultureller Selbstermächtigung gingen etliche Initiativen und Veranstaltungen hervor, die bis heute prägend für die Stadt sind. Auch die für Nürnberg typischen Kulturläden, Orte der Soziokultur in den Stadtteilen, haben ihre Wurzeln im früheren KOMM.

Die Vermittlung von Kunst und Kultur stand auch ganz am Anfang des 1910 als Städtische Galerie eingeweihten Gebäudes. Das Haus war zudem Treffpunkt des gesellschaftlichen und künstlerischen Lebens mit Liederabenden, Kammerkonzerten oder Faschingsbällen. Nach der Machtergreifung übernahmen die Nationalsozialisten die Leitung und zeigten unter anderem 1935 eine Ausstellung zur sogenannten „Entarteten Kunst“.  Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hatte das Künstlerhaus verschiedene Funktionen, etwa als Ausgabestelle für Lebensmittelmarken oder Soldatenheim, bis es im Frühjahr 1945 einen Bombentreffer bekam. Auch die US-Army erkannte nach Kriegsende das Potenzial und die zentrale Lage des Komplexes und brachte hier ein Offizierskasino, einen Nachtclub, ein Reisebüro und ein Postamt unter.

 

Internationale Kunst zum Dürerjahr

Nach der Rückgabe an die Stadt und Zwischennutzungen unter anderem als Pädagogische Hochschule wurde der Komplex 1967 der Kunsthalle überlassen. Im Dürerjahr 1971, als die Stadt den 500. Geburtstag des Malergenies mit einem riesigen Programm feierte, präsentierte eine Ausstellung die bedeutendsten zeitgenössischen Künstler: Beuys, Hundertwasser, Lichtenstein, Pollock, Warhol – sie alle waren mit Arbeiten in Künstlerhaus und Kunsthalle vertreten.

Bundesweite Medienaufmerksamkeit erreichte das KOMM 1981. In der Nacht zum 6. März wurden nach einer Veranstaltung zur Besetzung von Häusern in den Niederlanden und einem spontanen Demonstrationszug durch die Innenstadt 141 Personen, darunter auch Minderjährige, festgenommen. 78 von ihnen wurden später angeklagt, der Prozess aber 1982 endgültig eingestellt.

Aus dem selbstverwalteten KOMM entwickelte sich ab 1997 das städtische Kultur- und Kommunikationszentrum K4. Heute heißt es wieder wie in den Anfangsjahren: Künstlerhaus. Geblieben ist der Auftrag: der freien Kulturlandschaft einen Raum zu geben, gesellschaftspolitische Themen zu diskutieren, immer wieder Neues auszuprobieren. Acht ehrenamtlich verwaltete Werkstätten, von der Holz- über die Fahrrad-  bis zur Fotowerkstatt, stehen gegen geringe Gebühr allen offen. Das Filmhauskino im Obergeschoss ist das am häufigsten ausgezeichnete kommunale Kino in Deutschland. Es zeigt nicht nur ausgesuchte Filmreihen und ist Ort für viel beachteter Filmfestivals wie das Menschenrechtsfilmfestival, sondern geht mit einer eigenen Arthouse-Streeming-Plattform kino3 auch bewusst den digitalen Weg.

„Kultur im Zentrum“

„Digitales, Queerness und Nachhaltigkeit – das sind die Themen, denen wir uns in Zukunft noch stärker widmen wollen“, erklärt Anna Schwarm. Der Abschluss einer langjährigen Generalsanierung im Herbst 2023 läutet eine neue Ära ein. „Unser Motto ‚Kultur im Zentrum‘ bringt beides zum Ausdruck: den Auftrag, Kultur immer wieder neu zu denken, und unsere Präsenz mitten in der Stadt“, sagt Anna Schwarm.

Auch für viele Besucherinnen und Besucher des Kirchentags in Nürnberg wird das Künstlerhaus erste Anlaufstelle sein. Im Service-Punkt kann man Tickets kaufen, Andenken an die Zeit in Nürnberg erwerben oder Informationen bekommen. In den oberen Stockwerken finden Workshops und Vorträge statt, und im Kino laufen Filme aus dem Kirchentagsprogramm.

 

Autorin: Annamaria Böckel, Stadt Nürnberg

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