Kirchentagsabschluss in Nürnberg

Bilanz

Fünf Tage - 2.000 Veranstaltungen - unzählige Eindrücke aus Nürnberg.

In Nürnberg ist nach fünf Tagen der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag zu Ende gegangen. Rund 25.000 Menschen nahmen an den beiden Schlussgottesdiensten in der Innenstadt teil. 

Beim Gottesdienst auf dem Hauptmarkt, der auch in der ARD übertragen wurde, predigte der aus Südafrika stammende Pastor Quinton Ceasar aus Wiesmoor (Niedersachsen). In seiner sehr Predigt vor rund 18.000 Menschen klagte Ceasar Rassismus und Ausgrenzung an - auch in der Kirche selbst - und forderte ein deutliches Handeln in Bezug auf Klima- und Asylpolitik.

Doch wenn ihr von der Liebe predigt, die alles besiegt, 
und trotzdem meine Geschwister und mich diskriminiert –
wegen unseres Einkommen, unserer Hautfarbe, 
unserer Behinderung oder unserer queeren Identität.
Dann sagen wir: Moetie liegie daai kind!
Meine Geschwister und ich –
wir sind Kirche.
Wir sind kein Gegenüber, 
brauchen keine Nächstenliebe 
oder Zuwendung von oben herab. 
Wir sind Kirche. 
Und meine Geschwister und ich sagen: Jetzt ist die Zeit! 
Wir vertrauen eurer Liebe nicht. 
Wir haben keine sicheren Orte 
in euren Kirchen. 

Quinton Ceasar

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Beim Gottesdienst auf dem Kornmarkt predigte Alexander Brandl aus München vor rund 7.000 Personen - und stellte dabei auch die Geschichte von Constanze Pott vor, Mitglied der Landessynode in Bayern, die seit einigen Monaten offen als Frau lebt. 

Und dann kommen mir die Worte der Bibel in den Sinn. Für alles gibt es eine Zeit. Ich habe das lange nur als Zuspruch verstanden. Alles zu seiner Zeit - hab Vertrauen. Inzwischen höre ich in den Worten noch etwas anders. Eine Erinnerung. Für alles gibt es eine Zeit. Das heißt auch: Allem sollt ihr seine Zeit geben. Tanzen,
Trauern, Lachen, Weinen, Sterben. Es ist Gottes Markt der Lebens-Möglichkeiten. Nicht alle finden wir gut. Aber alle sollen dazugehören.

Alexander Brandl

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Fünf Tage lang fanden in Nürnberg und der Nachbarstadt Fürth im Rahmen des Kirchentages rund 2.000 Veranstaltungen statt - darunter gesellschaftspolitische Diskussionen, interreligiöse Dialoge, Bibelarbeiten, neue Gottesdienstformen, große und kleine Kulturveranstaltungen. Nach den Schlussgottesdiensten zogen die Veranstalter:innen eine positive Bilanz. "Der Kirchentag lebt. Wir sind wieder da", erklärte Kirchentagspräsident Thomas de Maizière. "Auf den Straßen Protest, in den Hallen Begegnungen und offene, ehrliche Gespräche. Beides gehörte hier in Nürnberg in den letzten Tagen zusammen." Generalsekretärin Kristin Jahn betonte die Bedeutung von Dialog selbst bei den strittigsten Fragen: "Die Gesellschaft braucht ein Mit- und kein Gegeneinander."

Insgesamt hatten vom 5. bis 11. Juni 70.000 Menschen mit einem Ticket am Kirchentagsprogramm teilgenommen, die Besuchendenzahl bei den öffentlichen Veranstaltungen in der Innenstadt, den Großkonzerten und Abendsegen war nochmal deutlich höher. Beim Abend der Begegnung am Mittwochabend waren rund 130.000 Menschen in der Nürnberger Innenstadt unterwegs. Der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König sprach angesichts der vollen Plätze und guten Stimmung in der Stadt von einem "Sommermärchen des Glaubens 2023".

Bereits am Samstagabend war die symbolische Staffelstabsübergabe für den 39. Kirchentag, der vom 30. April bis 4. Mai 2025 in Hannover stattfinden wird, vollzogen worden. Zur Vorbereitung des nächsten Kirchentages ist ein siebenköpfiges Team der Landeskirche Hannovers seit letztem Jahr im Einsatz. Außerdem waren rund 50 junge Menschen aus der hannoverschen Landeskirche in Nürnberg unterwegs, um Erfahrungen und Eindrücke für den nächsten Kirchentag zu sammeln. Die designierte Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund erklärte bei der Staffelstabsübergabe: "Die Vorfreude auf Hannover wächst bei mir, weil ich hier in Nürnberg gesehen habe, was wir alle gemeinsam auf den Weg bringen können."

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